Danke, Lockdown! Klettern im Schlafzimmer und andere Corona-Hobbys
Man hockt zu Hause und beschäftigt sich mit Dingen, an die man vorher noch nie ernsthaft gedacht hat. Sieben Menschen über ihre Freizeit im Lockdown
Klemens Hagleitner (23), Student
Ich klettere, seit ich zwölf Jahre alt bin, ich brauche den Sport, um mich auszupowern. Normalerweise trainiere ich in der Kletterhalle in der Walfischgasse, aber die hat schon während des Lockdowns light geschlossen. Also habe ich die Kletterwand in meinem Zimmer reaktiviert.
Die habe ich vor zehn Jahren mit meinem Vater gebaut. Das war damals ein echtes Megaprojekt, weil die Wand so brüchig ist. Bis die Konstruktion gehalten und Gewicht getragen hat, hat es ziemlich gedauert. Als ich dann älter wurde, bin ich vielleicht alle vier Monate einmal entlang geklettert. Es sind ja nur 40 Griffe, dazu ist sie nicht sehr hoch, das war dann einfach irgendwann mal langweilig. Aber jetzt gehe ich viermal pro Woche an die Wand, um die Bewegungen zu trainieren, die Übungen nicht zu vergessen und die Muskeln in Form zu halten.
Meine Freunde beneiden mich gerade ziemlich um diese Kletterwand, sie können zurzeit nur Rad fahren oder laufen gehen. Ein Freund besucht mich aber, mit dem übe ich dann verschiedene Griffe. Und ich führe eine Liste mit verschiedenen Herausforderungen, die ich meistern will. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, bis ich wieder an die echte Kletterwand kann. Die Community fehlt ja trotzdem.
Eugen Prosquill (31), Werbefachmann
Das Puzzlen habe ich schon im ersten Lockdown für mich wiederentdeckt. Es ist einfach eine extrem schöne Beschäftigung, bei der man das Hirn anregt und die Konzentration schärft. Man sucht nach Farben, nach Formen, man baut aus lauter kleinen Informationen ein Bild zusammen. Manchmal erinnert man sich eine halbe Stunde später plötzlich, wo das eine Steinchen lag, das man genau jetzt braucht. Das sind dann auch jedes Mal kleine Erfolgserlebnisse.
Vor mir liegt ein Puzzle, das ich neulich im Warda-Shop gekauft habe. Es ist ein Projekt des Künstlers Boicut in Kooperation mit dem Calle-Libre-Festival – und es zeigt die Welt, wie sie während des ersten Lockdowns war: Die Natur hat sich erholt, es sind keine Flugzeuge geflogen, man hat mehr Vögel gesehen. Es besteht aus 1000 Teilen, ein Teil der Einnahmen geht an den WWF. Ich werde es dann aufhängen, als Erinnerung an diese eigenartige Zeit.
Maja (39), Angestellte, Dragana Gligic (30), Supervisor
Wir haben im ersten Lockdown begonnen, eine Kollektion zu entwerfen und zu nähen. Dragana ist ja in einer Modeschule, die Klasse musste bei der Vienna Fashion Week präsentieren. Bis dahin war es ein Hobby für uns, aber im Lockdown konnten wir endlich konzentriert an unserem Traum, ein eigenes Label zu haben, arbeiten. Wir sind oft bis in die Nacht gesessen und haben genäht und ausgebessert – oder alles neu gemacht.
Im ersten Lockdown haben wir zehn komplette Outfits geschafft, für den zweiten haben wir uns dasselbe Ziel gesetzt. Weil wir nicht immer beieinander sein können, arbeiten wir viel über Videokonferenz oder per E-Mail. Weil wir jetzt so richtig Blut geleckt haben, werden wir auch demnächst eine Homepage für unsere Mode launchen.
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