Der Weihnachtsshopper
Der Handel öffnet wieder, und damit ist die Einkaufsschlacht des Jahres eingeleitet
Der Handel öffnet wieder – hier die Wiener Kärntner Straße am 16.11., dem letzten Tag vor dem Lockdown.
Sie ist heuer so was wie das Vorglühritual für den Weihnachtsshopper. Die Wiedereröffnung des Handels läutet die Einkaufsschlacht des Jahres ein: Auf ex ein paar Rabatte, und schon ist man mittendrin im Weihnachtsgeschäft. Der Dezember ist selbst für den Standhaftesten eine Herausforderung: in der einen Hand eine schier endlose Geschenkeliste für Omas, Opas, Mamas, Papas, Neffen, Nichten, dort die süßesten Verführungen: “Adventkalendergewinnspiele, Gutscheine und Rabatte.
Die Werbeblättchen, die in diesen Wochen den Postkasten verstopfen? Voll mit blonden Engeln. Würden sie nicht “Top-Weihnachtsangebote” wie wandgroße LCD-Bildschirme und Smartphones anpreisen, könnte man meinen, in die 1950er-Jahre zurückbefördert worden zu sein: Die Goldlöckchen versprechen ein “Fest für die Sinne” oder ein “Cosy Christmas”.
So harmlos, wie sie aussehen, sind die Engel in den Werbebeilagen allerdings nicht. Liegen sie erst einmal auf dem Küchentisch herum, bauen sie Druck auf: “Christmas-Countdown”, “letzte Chance für das Christkind”, nur noch zwei Wochenenden bis Heiligabend! Wen lassen solche Ultimaten schon kalt? Man könnte auch sagen: In der Adventszeit Geschenke zusammenzusuchen bedeutet erfahrungsgemäß: einmal durch die Einkaufshölle und zurück. In diesem Jahr erst recht, denn die Stimmung ist einigermaßen im Eimer. Es gilt Lockdown light, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit beiseitezuschieben. Und sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass das Shoppen in diesem Dezember etwas anders als sonst abläuft.
Das muss so schlimm nicht sein: Waren nicht alle schon ewig genervt vom entfesselten Konsumwahn am Ende jedes Jahres? Dem Geschiebe, Gedränge, Getrete in den Fußgängerzonen? Dem unfreiwilligen Körperkontakt auf den Weihnachtsmärkten? Den XXL-Packerln unter den Bäumen? Wollte man statt Stress nicht längst Besinnlichkeit? Die gute Nachricht: Heuer wird man sich während der Geschenkejagd zumindest nicht auf den Füßen stehen. Es wird im Abstand und mit Maske eingekauft.
Oder die Shoppingtour ins Internet verlegt. Dort könnten die Konsumenten in Stimmung kommen. Die Onlineshops sind bestens vorbereitet, es werden bereits besinnliche Töne angeschlagen: “Weihnachten ist, wenn das Herz nach Hause kommt.” Daran hätte sich auch das “Kaufhaus Österreich” ein Beispiel nehmen können. (Anne Feldkamp, 7.12.2020)
Source – derstandard.at
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